Les Cabannes - Massat

Samstag, 18. Juni 2016    


Das Zelt stopfen wir nass in die Tasche, die Schlafsäcke immerhin sind trocken geblieben. Die gestern ausgewaschenen Klamotten hängen feucht in den sanitären Anlagen und insgesamt wünscht man sich diesen grauen Morgen etwas freundlicher. Im Ort Albiès, wo wir abgestiegen sind, ist das einzige Café noch geschlossen, also fahren wir mit Sack und Pack wieder nach Les Cabannes, um dort zu frühstücken. Wir sind spät dran und bis wir dann endgültig wieder unsere Route aufnehmen, liegt der Gedanke ans Mittagessen nicht mehr fern.

vor TarasconDie N 20 vermeiden wir nach Möglichkeit und suchen unseren Weg nach Tarascon im idyllischen Hinterland. Tarascon, ein Städtchen, das so wirkt, als hätte es seine Glanzzeit bereits überschritten, ist uns nicht mehr als eine Durchgangsstation, die dazu dient, Essen und eine Gaskartusche einzukaufen, uns auf einer Picknickbank niederzulassen und im Wechsel von Sonne, Wind und Wolken unser Zelt zumindest antrockenen zu lassen, ehe wir den nächsten Pass in Angriff nehmen.

Col de PortDer Col de Port ist kein Schreckensberg, sondern mit seinen 555 Metern Höhenunterschied eher von der leicht verdaulichen Art. Die Auffahrt – von kurzen Schauern unterbrochen – ist ein recht geruhsames Unterfangen. Auf der Passhöhe jedoch ist es kühl, windig und regnerisch und das traditionell wirkende Gasthaus gegenüber des Passschildes ist uns willkommen, um uns aufzuwärmen. Wir finden eine freundliche Aufnahme, der Wirt kennt ganz offensichtlich die Nöte seiner radelnden Kundschaft. Unter diesen Umständen wird es heute nicht allzu viele Gäste hierhin verschlagen haben, wir jedenfalls können die Stühle frei wählen, über die wir unsere tropfenden Jacken hängen. 

Campingplatz in MassatIn Massat, ein gutes Dutzend Kilometer weiter westlich, gibt es, wie man uns erzählt, seit über zwanzig Jahren einen Bioladen, was erstaunen mag angesichts einer so kleinen Ortschaft. Wenn man jedoch um den Ort als Mekka der Aussteiger in den siebziger und achtziger Jahren weiß, verwundert dies weniger. Noch immer ist das Straßenbild geprägt von Rastalocken und wild wuchernden Vollbärten an Menschen, die den Moden der Zeit gegenüber resistent wirken. Wir finden inmitten der bescheidenen Auslagen alle Zutaten fürs Abendessen und verrichten die Zubereitung unter einem Vordach vor den sanitären Anlagen.

Der Regen wird heftiger und wir sehen davon ab, diese Nacht im Zelt zu verbringen – bereits am Abend war die Wiese vollgesogen wie ein Schwamm. So betten wir uns bei Einbruch der Dunkelheit auf der Rückseite des Gebäudes zur Ruhe. Über uns, wie ein Baldachin, die schützenden Waschbecken, die tagsüber dem Abwasch dienen, und rings um uns her der prasselnde Regen. All dies tut einem erholsamen Schlaf keinen Abbruch. Wir liegen im Trockenen und alles ist irgendwie gut und morgen wird bestimmt alles ganz anders.

 

Strecke:

52 km

Höhendifferenz:

760 m

 

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